Um Breslau noch besser kennen zu lernen, hatten wir uns entschieden, noch 2 Tage länger zu bleiben.
Am frühen Sonntagmorgen wechselten wir zu einem Hotel, das im Stadtzentrum liegt.
Nachdem unsere Koffer im Hotel deponiert waren, machten wir einen Spaziergang entlang des Stadtgrabens auf der Altstadtpromenade. Im Altstadtpark fiel uns ein Karussell im französischen Stil des 19. Jahrhunderts auf. Vor dem neuen Nationalen Musikforum stießen wir nicht nur auf einen Zwerg, sondern auf ein ganzes Zwergenorchester.
Im Viertel der vier Konfessionen kamen wir an einem jüdischen, russisch-orthodoxen, katholischen und protestantischem Gotteshaus vorbei. Vor der letzten Kirche steht ein Luther-Zwerg, der die 95 Thesen anschlägt. Am Eingang zu diesem Viertel begrüßt uns eine Kristallfigur. Die zwei Meter große Figur eines Mädchens im Kleid, das an eine Erdkugel erinnert, soll die Einheit der Welt symbolisieren trotz religiöser und kultureller Unterschiede.
Auf dem Salzmarkt staunten wir über die vielen Blumenpavillons mit wundervollen Blumengebinden verschiedenster Art, jetzt in dieser Jahreszeit besonders mit Sonnenblumen, aber auch mit Rosen.
Von den vielen Kirchen im Stadtzentrum haben wir die Elisabeth-Kirche besucht mit dem barocken Hochaltar, dem Sakramentshäuschen aus Sandstein, dem reichverzierten Chorgestühl, den schönen Glasfenstern, der Kanzel aus Marmor und der neuen Orgel, die im Januar 2022 eingeweiht wurde.
Breslau liegt an der Oder. Im Stadtbereich gibt es viele Inseln und über 100 Brücken. Am Nachmittag sind wir über die Universitätsbrücke und dann über mehrere Brücken und Inseln geschlendert und kamen schließlich auf der Insel Daliowa an. Hier steht eine Skulptur mit dem Namen NAWA bestehend aus Stahlbögen. Sie wurde aufgestellt als Breslau 2016 Europäische Kulturhauptstadt war. Die polierte Stahloberfläche spiegelt ihre Umgebung wider.
Abends waren wir nochmals in Breslau unterwegs, um die illuminierten Gebäude zu sehen. Auf der Insel Słodowa haben wir uns über die Massen von jungen Leuten gewundert. Später haben wir erfahren, dass in Polen der öffentliche Alkoholkonsum grundsätzlich verboten ist. Hier auf der Insel gibt es allerdings die Ausnahme in Breslau. Die ältere Generation war eher im Bereich des Markts anzutreffen. Hier wurden Leuchtstäbe und Leuchtkugeln angeboten.
Am nächsten Tag hatten wir uns den Besuch des seit 2015 eröffneten Wasser-Wissenszentrums Hydropolis vorgenommen. Es befindet sich in einem historischen Trinkwasserspeicher. Die Ausstellung gliedert sich in 8 Themenbereiche. Jeder von ihnen zeigt das Wasser aus einer anderen faszinierenden Perspektive. Dank modernster Technologien wird hier Wasser als außergewöhnliche Substanz, mit der jeder täglich in Kontakt kommt, thematisiert. Von der Funktion von Wasser im menschlichen Körper bis hin zur Strömung des Ozeans – hier warten rund 70 interaktive Geräte und Multimediainstallationen, um die Notwenigkeit von Wasser anschaulich näher zu bringen. Auch historisches kommt nicht zu kurz. Wie wohl dem Taucher in einem der ersten Taucheranzüge zumute war? Einen Hauch von Abenteuer kann man erleben, indem man sich in die Trieste setzt, mit der der Tiefseeforscher Piccard 1960 zum erstenmal auf den Grund des Marianengrabens hinabgetaucht ist.
Am Nachmittag steuerten wir das nördliche Breslau an, genauer gesagt die Roosevelt-Straße und dort Hinterhöfe von Mietwohnungen, die man unbedingt gesehen haben muss, wenn man Breslau besucht. Da eines unserer Hobbys Geocaching ist, waren wir dadurch auf diese Hinterhöfe aufmerksam geworden. Es erwartete uns eine Kombination aus Malerei, Skulptur und Keramik. Alle Bewohner der Mietshäuser von Kindern, Jugendlichen, Senioren, Roma-Minderheiten, Fußballfans bis zu richtigen Künstlern waren an der Entstehung und der Gestaltung der Hauswände beteiligt. Zu sehen waren unter anderem ein Paradiesgarten, blaue Ozeane, Hunde und Katzen, Dinosaurier, eigene Gedichte und Porträts der Bewohner, eine geliebte Fußballmannschaft, Werke herausragender Maler etc. Es war wirklich sehr sehenswert.
Ganz in der Nähe unseren Hotels lag ein großes Einkaufszentrum. Dort entdeckten wir viele bekannte Geschäfte, die es auch bei uns in Einkaufszentren gibt.
Der Regen holte uns ein, gerade als wir auf dem Weg zum Hotel nochmals den abendlich beleuchteten Markplatz überquerten. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir an einer "Pączkarnia" vorbei, wo wir ein paar leckere „Pączki" kaufen konnten. Sie schmecken viel besser als unsere Berliner, weil sie frisch zubereitet werden mit einer großen Auswahl an Füllungen wie z. B. mit Kokos oder Rhabarber.
Am letzten Tag vor unserem Abflug hatten wir noch Zeit einen Spaziergang auf der Südseite der Oder entlang - zwischen der Piaskowy-Brücke und der Grunwaldski-Brücke - zu unternehmen. Hier wurde eine neue Promenade mit terrassenförmigen Sitzgelegenheiten angelegt, auf der man wunderschön mit Blick auf die Dominsel flanieren kann.
Irmi & Alfred Corbet