Er zählt die Häupter seiner Lieben,
und sieh! Es sind statt sechse sieben.
Er zählt sie nochmals, mit Bedacht,
und siehe! Diesmal sind es acht …
heißt es, sofern die Erinnerung nicht trügt, in Schillers „Glocke“.
Bei unserer Kirschblütenwanderung am 16. April war es umgekehrt. Mochte am Ende der Wanderführer auch noch so oft nachzählen, es blieb bei bloß sechs statt der acht Wandervögel, die sich trotz extremer Wettervorhersage nicht gescheut hatten, die Tour rings um Frauenstein anzutreten und ob der dabei zu bewältigenden Steigungen mehr tot als lebendig am Ziel ankamen.
Doch erzählen wir das Ereignis lieber hübsch der Reihe nach. Zunächst waren die Teilnehmer aus Darmstadt mit nur sieben Minuten Verspätung im Hbf Wiesbaden angekommen, wie der Wanderführer lobend feststellte, der die Verbindung drei Mal wöchentlich testet. Dass für den Empfang gar eine ganze Hundertschaft Polizisten bereitgestellt worden war, beruht allerdings auf einem Missverständnis. Die Beamten waren lediglich wegen eines Fußballspiels gekommen.
Die besagten Steigungen waren zwar happig, ging es doch schließlich um nichts Geringeres, als das Niveau eines Johann Wolfgang v. Goethes zu erklimmen, wenngleich der den Aussichtspunkt „Goethestein“ möglicherweise mit Hilfe einer Pferdekutsche erreicht hat. Doch bestand vor jeder Steigerung des Schwierigkeitsgrads das Angebot, einfach mit dem Bus weiterzufahren. „Zu einfach“, meinten die Teilnehmer mutig. Und wer nicht hören will, muss fühlen! Da wäscht der Wanderführer seine Hände in Unschuld.
Zu seiner Ehrenrettung muss allerdings auch gesagt werden, dass die Strecke gar nicht von ihm selbst, sondern aus dem Internet stammt. Er ist daher bereit, sie von seiner Liste zu streichen. Ach ja, ehe der Punkt vergessen wird: Jede Menge Kirschbäume in voller Blüte gab es natürlich auch zu sehen, um nicht zu sagen: bis zum Abwinken.
PS: Die Wetterfrösche hatten wieder einmal zu schwarz gesehen: Nass wie der Wanderführer bei seiner Vorwanderug ist niemand geworden.
Georg Urbanski