Das Wetter sah nicht sehr vielversprechend aus als unsere Gruppe von 10 Personen am Sonntag, 21. Juli in Darmstadt in den Regionalexpress nach Frankfurt einstieg, um zum Rosenfest nach Steinfurth zu fahren.
Auch in Frankfurt, wo Georg aus Wiesbaden kommend zu uns stieß, war der Himmel noch so regnerisch grau, dass Adele sich verabschiedete, um nach Darmstadt zurückzukehren. Aber schon bei unserer Ankunft in Bad Nauheim empfing uns ein strahlend blauer Himmel. Britt kaufte an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof für alle die Eintrittskarten. Das waren rote Armbänder, wie man es von Hotels mit Vollverpflegung kennt. Und wir bekamen einen Stadtplan, auf dem die wichtigsten Attraktionen und der Weg des Umzugs am Nachmittag eingezeichnet waren. Mit vielen anderen Besuchern zwängten wir uns dann in den Shuttlebus, machten uns möglichst dünn und ließen uns bis kurz vor die erste Straßensperre am Orteingang von Steinfurth fahren. Von da aus waren es noch etwa 700 m bis zum Dorfzentrum und der Hauptstraße, in der schon ziemlicher Fußgängerbetrieb herrschte und wo auf dem Platz davor Buden für Essen und Trinken und viele andere Dinge die Gäste anlockten. Hier teilte sich unsere Gruppe. Unsere Teilgruppe, bestehend aus Georg, Rosemarie, Carmen und mir folgte dem Schild zum Rosenmuseum, zunächst entlang der Hauptstraße voll von Ständen, die von Holzschnitzereien über Töpfe und Metallplastiken allerlei Kunstgewerbliches anbot und kam nach rechts abbiegend zu einer Parallelstraße entlang derer Stände mit Blumenzwiebeln und Gartensträuchern aufgebaut waren sowie einem Platz auf dem sich ein Kettenkarussell lustig im Kreise drehte. Wer Lust auf süße Leckereien verspürte oder ein kühlendes Eis, fand dafür ein Angebot an den hier aufgebauten Jahrmarktständen. Wer dagegen Lust auf ein Stück Rosentorte hatte, konnte versuchen im schon gut besetzten Café im Innenhof des hier gelegenen Rosenmuseums noch ein Plätzchen zu ergattern. Mit unseren roten Armbändern hatten wir freien Eintritt in das Museum.
Im Erdgeschoß gab es eine überwältigende Vielzahl von Abbildungen und Dokumentationen über den Rosenanbau und die vielen verschiedenen Rosensorten in Steinfurth und Umgebung. Im Obergeschoß waren Geräte zur Herstellung von Rosenparfüm, Parfümflacons und Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte der Rose ausgestellt.
Die Rosenkirche, die unsere Gruppe anschließend besuchte, war mit Rosenarrangements bunt dekoriert. Wir reihten uns ein in die Schlange, die sich vom hinteren Kircheneingang zum vorderen Ausgang zwischen den Bankreihen hindurchschlängelte. Vorbei an Ständen, die Essen und Getränke anboten kamen wir zurück zur Hauptstraße und steuerten los auf die 3. Attraktion die als Rosenwelten auf unserer Karte eingezeichnet war. Für dieses Ziel mussten wir den Weg, den wir gekommen waren, bis zu der Stelle zurückgehen, an der die Hauptstraße nach rechts hinunter zum Flüsschen Wetter abbog. Dabei entdeckten wir rechts und links der Straße romantische Freiluft-Cafés und Biergärten, wo sich Musikkapellen schon zum Aufspielen bereitmachten. Angekommen am Eingang zum Rosensaal und den Rosenwelten sahen wir eine Riesenschlange von Leuten, die alle darauf warteten, in die Ausstellung gelassen zu werden. Ich war der einzige unserer Gruppe, der die Geduld hatte, sich in die Schlange einzureihen, bei der sich kurze Zeit später herausstellte, dass sie nur dadurch so lang war, weil im Eingangsbereich ein großes Blumenherz aus Rosen mit einer Sitzbank darunter aufgebaut war, für viele eine Einladung für ein Erinnerungsfoto mit romantischen Hintergrund, was die Schlange am Weiterkommen hinderte. Die Ausstellung selbst war neben dem Umzug am Nachmittag für mich der sehenswerteste Teil der Veranstaltung. In einem großen Saal gab es ein Feuerwerk origineller Rosen und Blumenarrangements. Der Blickfang war eine Blumenhügel vor einem großen Bild von Blumenreihen, die sich in der Ferne verloren. Die Ausstellung setzte sich fort in einem großen Garten hinter dem Haus, wo verschiedene neuartige Rosenzüchtungen zu bewundern waren. Neben dem Ausstellungsgebäude traf ich Carmen und Rosemarie wieder und da gerade eine Wurstbude in der Nhe war, holten wir uns alle 3 eine Bratwurst und versuchten zum Essen eine Bank im Schatten zu finden. Denn die Sonne brannte um die Mittagszeit schon erbarmungslos auf uns herunter.
Das wurde auch nicht besser, als gegen 14 Uhr der Rosenumzug begann. Viele Leute hatten sich schon lange vorher eine möglichst schattige Sitzgelegenheit am Rand der Hauptstraße gesucht. Wer, wie ich ruhelos straßauf-straßab herumlief, für den blieb schließlich nur ein Stehplatz in der prallen Sonne, ein wenig dadurch abgemildert, dass ich meinen Regenschirm als Sonnenschutz aufspannte.
Der Umzug kündigte sich an mit schottischer Blasmusik und einer Gruppe, die in schottischen Kilts mit ihren Dudelsäcken an den Zuschauern vorbei defilierten. Der Umzug wurde nicht nur von Vereinen und Wägen aus Steinfurth gebildet, sondern es präsentierten sich eine Vielfalt unterschiedlicher Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung. Es gab laute Musikgruppen und Trachtengruppen, sowie Sport und Tanzgruppen, die ihr Können zeigten. Königinnen aller Couleur von der Soßen- über die Wasser- bis zur Frosch- und Spargelkönigin fuhren in ihrenAutos stehend vorbei und winkten den Zuschauern huldvoll zu. Ihre Majestät, die Steinfurther Rosenkönigin saß natürlich nicht in einem Auto sondern inmitten zweier Prinzessinnen hoch auf einem prunkvoll mit tausenden Rosen geschmückten Wagen. Es gab etwa 10 solcher inRosenteppiche eingehüllte, von Traktoren gezogene Schmuckwagen, wie der Wagen mit einer großen Rosenrakete oder das mit Rosen verkleidete Müllauto. Etwa eine Stunde dauerte der Umzug. Verzögerungen gab es dadurch, dass die Ambulanz, um einige Hitzeopfer und andere Notfälle zum Krankenhaus zu transportieren, sich zwischen Umzugwägen und Zuschauern vorbeizwängen musste. Als der Umzug zu Ende war, wollte ich mich nochmals in den Trubel auf der Hauptstraße stürzen. Aber da fing es plötzlich an zu regnen, so dass ich in den nächsten Shuttle zum Nauheimer Bahnhof stieg. Dort trudelten dann auch alle restlichen Gruppenmitglieder ein, sodass wir gemeinsam gegen 17:39 den Zug besteigen konnten, der uns nach Frankfurt und Darmstadt zurückbrachte.
Alfred Corbet