Das letzte Treffen mit unseren dänischen Partnern fand 2017 in Kopenhagen statt. Dieses Jahr war wieder Deutschland mit der Organisation an der Reihe.
Es wurde die Idee geboren, dass man sich ungefähr auf halbem Weg zwischen Darmstadt und Kopenhagen treffen könnte. Noch beim OSCAR 2018 in Merlimont wurden Helma und Heinz von der Sektion Erfurt nach Ideen befragt. Sie hatten gleich jede Menge Vorschläge und haben uns sofort nach ihrer Rückkehr weiterhin unterstützt und eine Bleibe für unseren Aufenthalt in einem Landgasthof in Lingenau in Sachsen-Anhalt gefunden. Somit hatten wir einen günstigen Ausgangspunkt zu mehreren UNESCO-Welterbestätten: Gartenreich Wörlitz, Wittenberg und Dessau.
Helma und Heinz haben nicht nur die Unterkunft für uns besorgt, sondern auch wunderschöne Radrouten für uns vorbereitet. Da von unseren dänischen Partnern nicht alle Radfahrer sind, gab es auch für Nicht-Radfahrer ein Programm zu Fuß.
Am Montag 20. Mai reisten neun Darmstädter Jumeleure an: Alfred & Irmi, Britt & Rolf, Rosemarie & Hartmut, Sylvia & Harald sowie Georg. Weitere Teilnehmer kamen von den Sektionen Deutschschweiz, Erfurt, Konstanz und Strasbourg. Von unseren dänischen Freunden konnten wir begrüßen: Inge-Lise & Knud Eiler, Marie & Gustav sowie Henning. Bente & Bruno konnten leider aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein. Im Landgasthof wurden wir alle von Helma und Heinz herzlich empfangen. Es regnete als wir bei Kaffee und Kuchen unter Pavillons saßen und hofften, dass das Wetter am folgenden Tag besser sein würde.
Am Dienstag 21. Mai war das Tagesziel Wörlitz. Trotz schlechter Wetteraussichten am Vortag hatte sich das Wetter gebessert und die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Die 13 Radfahrer fuhren zunächst von Lingenau nach Dessau-Süd und dann auf dem Fürst-Franz Radweg nach Wörlitz. Die 11 Nicht-Radfahrer fuhren in Fahrgemeinschaften auf den Großparkplatz in Wörlitz, um sofort anschließend eine 45minütige Gondelfahrt auf dem Wörlitzer See bzw. durch die Kanäle zu unternehmen. Vom Ruderer unserer Gondel erfuhren wir viel Interessantes zu dem Landschaftspark, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Das Gartenreich zählt zu den schönsten und weitläufigsten in Deutschland. Dank seiner Wasserflächen ist der Park ein abwechslungsreiches Gesamtkunstwerk mit vielen Sichtachsen, bestehend aus einem Schloss im klassizistischen Stil, dem neogotischen Haus, Kirche, Synagoge, Venustempel, Luisenklippe, Schlangenhaus, Pantheon, Vesuv-Kegel, Roseninsel und 17 Brücken, von denen jede anders aussieht. Fürst Franz, hatte auf seinen Reisen durch England und Italien verschiedene Gartentypen kennengelernt und ließ so in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Wörlitzer Gartenreich entstehen. Am Nachmittag nahmen die meisten Nicht-Radfahrer noch an einer öffentlichen Führung durch den Park statt, auf der sie zu Fuß Weiteres über den Park erfuhren und dabei dreimal kleine Fähren benutzten. Inzwischen waren die Radfahrer auch auf einer Gondel unterwegs und man winkte sich zu. Nach Ende der Parkführung ließen die Nicht-Radfahrer noch bei Kaffee und Kuchen bzw. Eis den Tag in Wörlitz ausklingen. Die Radfahrer saßen nach ihrer Gondelfahrt schon wieder auf ihrem Drahtesel und fuhren über Vockerode und Dessau wieder nach Lingenau zurück. Sie haben an diesem Tag 65 km zurückgelegt.
Am Mittwoch 22. Mai unternahmen wir alle gemeinsam einen Ausflug nach Leipzig. Der Himmel war grau, es regnete nicht, aber es war windig und kalt und wollte an diesem Tag auch nicht wärmer werden. In Fahrgemeinschaften fuhren wir mit dem Auto von Lingenau zum nahegelegenen Bahnhof Raguhn und von dort mit der S-Bahn direkt zum Hauptbahnhof Leipzig. Kurz darauf bestiegen wir gegenüber vom Hauptbahnhof den roten Bus für eine 90minütige Stadtrundfahrt. Am Zoo konnten wir einen Blick auf die Elefanten erhaschen. Dann ging es vorbei am Gohliser Schlösschen, dem Schillerhaus, dem Schokoladenpalais zum Waldstraßenviertel. Weitere Sehenswürdigkeiten auf unserem Weg waren: die Arena Leipzig, das Capahaus, das Musikviertel, das Bundesverwaltungsgericht, die Bibliothek Albertina, der Clara-Zetkin-Park, das Panometer, das Gelände des MDR, das Völkerschlachtdenkmal, die Deutsche Nationalbibliothek, die Russische Gedächtniskirche, der Bayerische Bahnhof, der Augustusplatz mit Gewandhaus, Universitätskirche, Oper und Panoramatower.
Danach hatten wir noch ca. eine halbe Stunde Zeit bis eine kürzere Stadtführung durch das Zentrum von Leipzig begann. Wir erfuhren, dass Leipzig seit Verleihung des Messeprivilegs vom Handel bestimmt war und lange Zeit ein internationales Zentrum des Pelzhandels war. Das Stadtbild der Innenstadt wird bestimmt durch Pelzgewerbehäuser, Messehöfe (wie z. B. Specks Hof) und Passagen (wie z. B. die Mädler-Passage mit „Auerbachs Keller“ - bekannt durch Goethes Faust). Eines der Ziele war auch die Nikolaikirche, Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen, die 1989 durch friedliche Revolution wesentlich zum Ende der DDR beigetragen haben. Über den Naschmarkt mit dem Goethe-Denkmal begaben wir uns schließlich zum Marktplatz mit dem Alten Rathaus. Ab hier waren 2 Stunden zur freien Verfügung, die genutzt wurden für Kaffeetrinken bzw. einen weiteren Bummel durch die Stadt. Eine kleine Gruppe war mit Helma und Heinz unterwegs, um noch vom Panoramatower einen Blick von oben auf Leipzig zu werfen und kurz vor unserem Treffen am Markt noch die Thomaskirche und das Johann Sebastian Bach-Denkmal zu besichtigen. Wohlbehalten kehrten wir wieder mit der S-Bahn zurück nach Raguhn und dann mit dem Auto nach Lingenau.
Am Donnerstag 23. Mai war das Tagesziel die Lutherstadt Wittenberg. Der Himmel war wieder blau, die Sonne schien und es war warm. Heute waren 14 Radfahrer unterwegs und 10 Nicht-Radfahrer. Während die Nicht-Radfahrer Wittenberg direkt ansteuerten, fuhren die Radfahrer zunächst mit dem Auto und den Fahrrädern an Bord auf den Großparkplatz in Wörlitz, um dort auf das Rad umzusteigen. Zunächst ging die Radtour zur Fähre Coswig, mit der wir über die Elbe übersetzten. Dann ging die Fahrt weiter auf dem Elbe-Radweg durch wunderschöne Elbeauen nach Wittenberg. Hier trafen wir auf die Nicht-Radfahrer, die am Vormittag das Panometer besucht hatten, das 360°-Panorama LUTHER 1517, in dem Wittenberg zur Zeit von Martin Luther lebendig und Geschichte nacherlebbar wird. Eigentlich sollte jetzt für Radfahrer und Nicht-Radfahrer eine Stadtführung mittels Audio-Guides anschließen, aber fast die ganze Gruppe zog es vor, sich mit Lektüre über Wittenberg einzudecken und selbst durch die Stadt zu schlendern. Eine kleine Gruppe von Radfahrern machte sich auf, um ebenfalls dem Panometer einen Besuch abzustatten. Nach ca. 2 Stunden versammelten sich alle Radfahrer, um Wittenberg über die Elbebrücke nach Süden zu verlassen und auf dem alternativen Radweg südlich der Elbe nach Wörlitz zurückzukehren. Rechts und links des Wegs fuhren wir durch riesige Wildblumenteppiche, einmal in margaritenweiß, dann in hahnenfußgelb und später in pechnelkenrosa. Insgesamt haben wir an diesem Tag 48 km zurückgelegt.
Am Freitag 24. Mai war das offizielle Treffen vorbei. Unsere dänischen Freunde und 2 unserer deutschen Freunde haben an diesem Tag nicht mehr teilgenommen, den Helma und Heinz anboten, um uns Dessau zu zeigen. Somit waren wir noch eine Gruppe von 17 Personen, die morgens in Fahrgemeinschaften ins nahegelegene Dessau aufbrachen. Wir parkten unsere Autos in der Nähe der Endhaltestelle der Bauhausbuslinie. Helma zeigte uns zunächst die Laubenganghäuser, Häuser mit Balkonzugang, und dann die Reihenhaussiedlung Törten mit dem Konsumgebäude und das Stahlhaus. Der Bauhausbus brachte uns dann zum Historischen Arbeitsamt, einem mit gelben Ziegeln verkleideten Stahlskelett-Rundbau. Das gläserne Dach lässt viel Licht in das Innere des Baus. Danach ging es mit dem Bauhausbus wieder weiter, vorbei am Bauhausmuseum (das im September 2019 eröffnet wird), dem Theater und Hauptbahnhof zum Bauhaus, das von 1925 bis 1926 nach Plänen von Walter Gropius als Kunst-, Design- und Architekturschule entstand. Hier konnte man an einer Führung teilnehmen, interessante Filme schauen oder durch den Shop gehen. Zu Fuß erreichten wir dann die ca. 500 m entfernten Meisterhäuser. Wir sahen uns diese Häuser von außen an. Einige von uns kauften sich ein Ticket, um die Meisterhäuser, in denen Gropius, Schlemmer, Muche, Moholy-Nagy, Feininger, Kandinsky und Klee mit ihren Familien lebten, auch von innen zu begehen, waren aber enttäuscht, nur leere Räume zu sehen ohne Mobiliar. Zum Glück wurden in manchen Häusern wenigstens Filme gezeigt, so dass man sich vorstellen konnte, wie damals in den Häusern gelebt wurde. Die Gruppe war wieder vollständig auf der Terrasse der Ausflugsgaststätte Kornhaus (weitgehend im Originalzustand erhaltener Bauhausbau) mit Blick auf die Elbe. Nachdem sich alle mit Bier, Fassbrause, leckerem Kuchen usw. gelabt hatten, traten wir am Nachmittag die Rückfahrt mit dem Bauhausbus zu unserem Ausgangspunkt an. Mit dem Auto wieder in Lingenau angekommen, fand sich noch eine kleine Gruppe, die mit Helma und Heinz einen kleinen Waldspaziergang machte.
Am Samstag 25. Mai nach dem Frühstück hieß es Abschied voneinander nehmen. Einige von uns werden sich schon bald wiedersehen in wenigen Wochen beim OSCAR in Burgund. Wir alle haben zusammen eine wunderschöne Woche in Lingenau verbracht. Im Landgasthof haben wir uns alle sehr wohl gefühlt und wurden mit lecker Essen verwöhnt. Auch hatten wir die Möglichkeit, abends lange in einem separaten Raum zusammenzusitzen, um über Gott und die Welt sowie über die Jumelage zu reden. Nochmals besten Dank an Helma und Heinz für die Vorbereitungen und Durchführungen der Radtouren und ihre Unterstützung. Das ist wahre Jumelage!
Irmi Corbet