Am Sonntag, dem 15. Juni, sind sieben mutige Wanderfreunde der Jumelage dem Angebot gefolgt, auf dem Burgenweg an der Bergstraße zu wandern und während der Wanderung nur Englisch zu sprechen.
Um 10 Uhr treffen sich Andrea, Gerlinde, Heike, Mäcki, Alfred, Hartwin und unser Wanderführer Meinhard in Darmstadt-Eberstadt und stellen sich kurz vor. Von nun an wird auf der Wanderung nur Englisch gesprochen. Unser erstes Wanderziel ist die Burg Frankenstein, zu der ein steiler Weg führt.
Dort legen wir eine kleine Rast ein. Meinhard erläutert, dass die Burg Frankenstein im Jahre 1252 erbaut wurde. Sie ist nie durch kriegerische Auseinandersetzungen zerstört worden, sondern wurde einfach vernachlässigt und dem Verfall überlassen. Um den Frankenstein ranken sich zahlreiche Sagen. Am bekanntesten sind die Horrorgeschichten der englischen Schriftstellerin May Shelly.
Vom Frankenstein führt der Wanderweg an den Magnetsteinen vorbei. Bergab und bergauf gelangen wir zu unserem zweiten Etappenziel, der Ruine der Burg Tannenberg. Hier werden die mitgebrachten Pausenbrote ausgepackt. Wir erfahren von Meinhard, dass die Burg im Jahre 1239 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1397 erwarb Hartmut von Cronberg die Burg. Da er vorbeiziehende Kaufleute ausraubte und unberechtigte Zölle erhob, schlossen sich der Städtebund mit Mainz, Trier und Frankfurt an der Spitze mit der Pfalz zusammen, belagerten 1399 die Burg und eroberten sie schließlich mit Hilfe der „Großen Frankfurter Büchse“, einer Kanone. Tannenberg soll die erste deutsche Burg gewesen sein, die durch Schießpulver zerstört wurde.
Von der Burg verläuft der Burgenweg bergab ins Stettbacher Tal und dann wieder bergauf zum Heiligenberg. Unterwegs kommen wir an der Bergkirche vorbei, die 1263 von Konrad II von Bickenbach und seiner Gemahlin zum „Wohle ihrer Seele“ gestiftet wurde. Müde von der Wanderung lassen wir uns in einem Biergarten im Hof des Schlosses Heiligenberg zur Schlussrast nieder. Meinhard berichtet, dass die Großherzogin Wilhelmine von Hessen den Heiligenberg im Jahre 1827 kaufte und zu einem ländlichen Schloss umbauen ließ. Ihr Sohn, Prinz Alexander, verliebte sich am Zarenhof in St. Petersburg in die polnische Prinzessin Julie von Hauke. Da ihre Verbindung als nicht standesgemäß betrachtet wurde, flohen die beiden aus St. Petersburg, heirateten und zogen auf Schloss Heiligenberg. Für seine Liebesheirat mit Julie von Hauke musste Prinz Alexander für sich und seine Kinder auf die hessisch-darmstädtische Thronfolge verzichten. Großherzog Ludwig III. aber verlieh Julie von Hauke den Namen „von Battenberg“, einem seit dem 14. Jahrhundert ausgestorbenen Geschlecht. In der Folgezeit war die russische Zarenfamilie oft Gast auf dem Schloss Heiligenberg, das sich zu einem beliebten Treffpunkt des europäischen Hochadels entwickelte. Aus der Ehe von Prinz Alexander und seiner Frau Julie gingen fünf Kinder hervor, darunter ihr Sohn Ludwig Prinz von Battenberg. Er nahm 1868 die britische Staatsbürgerschaft an und wurde in der Royal Navy der Erste Seelord der britischen Admiralität. Während des 1. Weltkriegs anglisierte er seinen Namen in Mountbatten. Er war der Großvater des heutigen Prinzgemahls Philip von England.
Nach einem Besuch des „Russenbaus“ auf dem Heiligenberg, in dem die Gefolgschaft des Zaren untergebracht war, wenn er Heiligenberg besuchte, und das jetzt zu einem kleinen Museum umgebaut ist, steigen wir hinab nach Jugenheim. Dort nehmen wir die Straßenbahn, um zu unserem Ausgangspunkt Darmstadt-Eberstadt zurückzukehren, und wechseln wieder in die deutsche Sprache.
Meinhard Dausin