Über 1 Million Flaschen mit Mineralwasser, die aneinander gereiht zweimal um den Äquator herumreichen. Das ist die Jahresproduktion des Unternehmens Hassia Mineralquellen in Bad Vilbel - einer der größten und modernsten Mineralbrunnenbetriebe Deutschlands - das wir am 13. März mit 15 Personen besuchten.
An der „Quellenbar“ werden wir von unserem Führer in Empfang genommen und mit einem „bizzl-Getränk“ begrüßt.
Anhand von Schaubildern und der vor uns auf der Bartheke aufgereihten Flaschengalerie bekommen wir einen Überblick über die Förderung der Mineralwässer und die vielfältige Produktpalette von Hassia (Hessen auf lateinisch). Das in Bad Vilbel verarbeitete Wasser wird aus Quellen im Taunus und Vogelsberg direkt in die Fabrik geleitet. Aber Hassia hat auch Quellen in Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern. Abhängig von Gestein und Fördertiefen bis 350 m ist das Wasser 240 bis 15000 Jahre Jahre alt und enthält quellenspezifisch unterschiedliche Mineralien.
So enthält "Rosbacher" eine ausgewogene Mischung von Kalzium und Magnesium im Verhältnis 2:1, während "Elisabethenquelle" als besonders natriumarmes Wasser besonders für Babynahrung geeignet ist. „LIZ“ wird in speziellen Designerkaraffen nur an Hotels geliefert, an denen Sterneköche ihr Kochwesen treiben und ist besonders geschmacksneutral, so dass der Geschmack des "Sternegerichts" nicht vom Wassergeschmack überdeckt wird. Ansonsten werden Mineralwässer und Limonaden in 750 ml Glas- und PET-Flaschen abgefüllt. Dabei nimmt der Anteil der PET-Flaschen immer mehr zu, obwohl sie teurer und nur 25 mal wieder verwendbar sind, im Gegensatz zu den Glasflaschen, die 50 Durchläufe schaffen.
Das Quellenmuseum im ersten Stock läßt uns einen Blick in die Vergangenheit werfen, in welcher der Gastwirt Johann W. Hinkel 1864 auf dem Familiengrundstück eine erste Quelle erschloss, sein Sohn um 1900 die Firma Hassia-Mineralbrunnen-Sprudel gründete, und seine Enkel die Zahl der Füllungen in den 20er Jahren deutlich steigerte. Für eine Jahresproduktion von damals braucht man heute allerdings nur eine Stunde. Neben den ausgestellten primitiven Reinigungs-und Abfüllmaschinen von damals war es interessant zu erfahren, dass anfangs das Mineralwasser in längliche Tonkrüge abgefüllt wurde, die man reichen Bürgern in Frankfurt verkaufte. Normale Leute konnten sich das teure Wasser nicht leisten.
Zurück in der Gegenwart dürfen wir uns mit Kuchen, Kaffee und Kaltgetränken für die nachfolgende Besichtigungstour durch die Abfüllhalle stärken. Für die Tour selbst müssen wir weiße Häubchen aufsetzen und weiße Einwegkittel anziehen. Damit wir beim Rundgang den Führer gut verstehen, bekommt jeder ein kleines Empfangsgerät samt Kopfhörer.
In der Abfüllhalle geht es laut zu. Wir passieren den Auspacker, der leere Flaschen vollautomatisch von Kästen trennt und die leeren Flaschen über ein Laufband zu einer Reinigungsmaschine transportiert sowie die leeren Kästen einem Kastenwascher zuführt, kommen vorbei am Abschrauber, der Verschlüsse vollautomatisch abschraubt und mittels Ventilatorenluft direkt in die Recycling-Station bläst, dem Sniffer, einer Art elektronischer Nase, die Verunreinigungen in Flaschen erschnüffelt und bei geringster Geruchsabweichung aussortiert, dem Entetikettierer, bei dem die Etiketten angeschlitzt und durch Druckluft von den Flaschen abgeblasen werden, der Reinigungsmaschine, in der die Flaschen gewaschen werden, dem Füller, in dem bei einer Umrundung 130 – 150 Flaschen gleichzeitig gefüllt werden, beim Verschließer, der die Verschlüsse vollautomatisch aufdreht und beim Etikettierer, der die Flaschen etikettiert. Wir werfen auch einen Blick auf die Gussform, mit der neue Flaschen aus einem Rohling geblasen werden.
Nachdem wir noch das automatische Transportsystem gesehen haben, das die Abfüllhalle mit der Logistikhalle verbindet und das in 17 m Tiefe eine Hauptverkehrsstraße unterqueren muss, dürfen wir Häubchen und Kittel in eine Mülltonne werfen und bekommen zum Abschied eine Stofftasche mit 2 Gläsern und einem Schraubverschlussöffner geschenkt.
Irmi Corbet