Die Partnerschaftstreffen mit unseren dänischen Partnern in Kopenhagen finden seit der 2012 von Darmstadt organisierten Mittelrheintour in Form kleinerer multinationaler sportlicher Veranstaltungen statt, die abwechselnd von Darmstadt und Kopenhagen organisiert wurden.
Dieses Jahr war wieder Dänemark als Organisator an der Reihe, so dass wir am 15. August zur Danhostel in Ishøj bei Kopenhagen anreisten, wo wir in geräumigen Zimmern untergebracht waren. Sechs Darmstädter Jumeleure reisten an: Alfred & Irmi, Britt & Rolf, Sylvia & Harald. Weitere Teilnehmer kamen von den Sektionen Konstanz, Strasbourg und Manchester. Unsere dänischen Freunde Henning, Inge Lise & Knud Eiler, Marie & Gustav, Ulla & Steen sowie Bente & Bruno hatten 3 schöne Routen für uns vorbereitet.
Mittwoch 16. August
Das Ziel des ersten Tages, Stevns Klint, eine ca. 40 m hohe Steilküste, die seit 2014 UNESCO Weltnaturerbe ist, lag weit von Ishøj entfernt im Süden. Um die Strecke zu verkürzen benutzen wir die S-Bahn. Anschließend ging es teils auf Radwegen, teils auf verkehrsarmen Nebenstraßen weiter zum Höhepunkt des Tages: Stevns Klint. Zwischen dem aus weißer Kreide und gelblichem Kalk bestehenden Kliff liegt eine 5 -10 cm graue iridiumhaltige Schicht (Fischton-Schicht), die von jener Zeit zeugt, als ein Asteroid vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlug und die Dinosaurier auslöschte. Wir kamen an einer direkt über der Steilküste liegenden Kirche aus dem 12. Jahrhundert an. Bei ihrer Erbauung lag sie noch etwa 50 Meter von der Kante des Kliffs entfernt. Durch die fortwährende Erosion des Kliffs rückte aber die Abbruchkante immer näher, bis im Jahre 1928 der Chorraum der Kirche abstürzte. Seither gibt es Küstensicherungsmaßnahmen, um den weiteren Abtrag des Kliffs zu verhindern. Vom Balkon der Kirche aus konnten wir die Steilküste und den Strandbereich gut überblicken. Einige von uns ließen es sich nicht nehmen, über die sehr steile und lange Metalltreppe nach unten zu gehen, um die Fischton-Schicht zu bestaunen. Nachdem wir gepicknickt hatten, traten wir den Heimweg an, mit einer kurzen Kaffeepause am nahe gelegenen Leuchtturm. Für den Rückweg benutzten wir Wege, die näher zur Küste lagen und durch Felder, Wiesen und Wälder erreichten wir schließlich wieder die S-Bahn nach Ishøj. Insgesamt sind wir 78 km geradelt. Es war ein anstrengender Tag, aber er hat allen Spaß gemacht und wir haben vieles gelernt.
Donnerstag 17. August
Statt nach Süden radelten wir diesmal nach Norden, ins Zentrum von Kopenhagen. Zunächst über Radwege, dann über die Autobahnbrücke der E 20, die zur Öresundbrücke führt, auf die Insel Amager. Bald hatten wir Kastrup Havn und den Amager Strandpark erreicht, das Naherholungsgebiet mit dem größten Strand der dänischen Hauptstadt. Vorbei an alten Kasernenbauten, in denen in letzter Zeit moderne Büroräume entstanden bzw. Firmen eingezogen sind, erreichten wir die Königliche Oper mit ihrem 90 m breiten vorkragenden Dach. Hier machten wir eine kurze Pause. Ein plötzlicher Windstoß ließ einige Fahrräder umfallen und riss Alfred den Deckel des Kameraobjektivs aus der Hand, der schnell auf das wenige Meter entfernte Wasser zurollte und dort auf Nimmerwiedersehen verschwand. Bis hierher ließ es sich gut und ohne Hindernisse radeln. Im Gegensatz zum weiteren Weg am Nyhavn vorbei Richtung Norden. An vielen Ampeln mussten wir anhalten, manche dänischen Radfahrer zwängten sich auf dem Weg noch an uns vorbei. Aber die Sehenswürdigkeiten waren uns ja auch wichtig und so mussten wir das in Kauf nehmen. Wir waren froh, als wir bei der kleinen Meerjungfrau ankamen. Durch die große Touristenmasse aus aller Herren Länder war sie kaum zu sehen. Im nahe gelegenen Kastellet, einer fünfeckigen Zitadelle mit Bastionen an den Spitzen, warteten Inge Lise und Knud Eiler - wie schon am Vortag - mit dem in großen Styroporboxen verpackten Picknick. Auf dem Rückweg machten wir noch kurz Rast am Schloss Amalienborg und schauten uns die Wachsoldaten mit ihren hohen Bärenfellmützen an. Über Brücken, die nur Radfahrer benutzen dürfen, entkamen wir wieder dem Zentrum von Kopenhagen und konnten bis zur Danhostel Radwege mit weniger Radverkehr nutzen. Weil die Stecke nur 58 km betrug, waren unsere Beine an diesem Tag nicht so strapaziert.
Freitag 18. August
Die dritte Radtour ging nach Osten. Ziel war Roskilde. Schon von weitem konnten wir die spitzen Doppeltürme des Backsteindoms von Roskilde sehen. Aber unser erstes Ziel war das Wikingermuseum unten am Meer, in dem man 5 echte Wikingerschiffe bewundern kann, die 1962 aus dem Roskilde-Fjord geborgen wurden, in den man sie versenkt hatte, um Feinden das Durchkommen zu erschweren. Nachdem jeder sich aus dem Picknickkorb von Inge Lise und Knud Eiler seine Lunchtüte gegriffen hatte, blieb uns eine Stunde Zeit für die Museumsbesichtigung. Aus einer größeren Anzahl von Nachbauten der Wikingerschiffe im eigenen Hafen des Museums stach der farbig bemalte 30 m lange "Seehengst von Glendalough“ hervor, der mit traditionellem Werkzeug und den Techniken der Wikingerzeit gebaut wurde und seine weiteste Reise 2007 nach Dublin, Irland machte - dorthin, wo das Originalschiff um 1042 einst gebaut wurde. Besonders faszinierend war es, zu beobachten, wie Mitarbeiter in traditioneller Wikingerart mit bloßer Axt dicke Eichenstämme bearbeiteten, um daraus nach und nach neue Wikingerschiffe entstehen zu lassen. Für die Besichtigung des Doms von Roskilde mit seiner schönen Orgel und zahlreichen Särgen, in denen die adligen Herrscher von Dänemark begraben sind, hatten wir nur eine halbe Stunde, solange wie für die anschließende Kaffeepause auf dem nahe gelegenen Marktplatz. Ein bisschen anstrengend auf dem Rückweg waren die Kieswege vorbei an einer Skischanze und dem nahe gelegenen Freilufttheater. Die gesamte Wegstrecke betrug an diesem Tag 68 km.
Am Samstag, den 19. August, hieß es leider schon wieder Abschied voneinander nehmen. Wir haben wundervolle Tage mit unseren dänischen und den anderen Jumeleuren verbracht und hatten im Gegensatz zur Wettervorhersage unheimlich Glück mit dem Wetter. Denn wir hatten an allen Tagen Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Geregnet hat es nur an einem Abend, aber da waren wir ja nicht mehr mit dem Rad unterwegs.
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Irmi & Alfred Corbet