Vom 5. bis 12. Juli 2006 waren 17 Partner aus St. Petersburg bei der Jumelages Darmstadt zu Gast. Höhepunkt des Programms war eine Wochenendreise in Holland. In diesem Land hatte Zar Peter der Große das Handwerk eines Schiffbauers erlernt. Am Freundschaftsabend wurden das 45-jährige Bestehen
unserer Jumelages Darmstadt und die 15-jährige Freundschaft zwischen den Sektionen Darmstadt und St. Petersburg gefeiert.
Am 5. Juli waren die Partner aus St. Petersburg in zwei Gruppen angereist. Die eine Gruppe reiste mit dem Flugzeug und landete am späten Nachmittag in Frankfurt. Die zweite Gruppe war bereits am 3. Juli mit dem Auto von St. Petersburg abgereist um – nach einer Fahrstrecke von etwa 400 km – in Hanko, Finnland, auf die Autofähre zu wechseln. Nach der Schifffahrt über die Ostsee erreichte sie Rostock am Abend des nächsten Tages. Am nächsten Morgen fuhr sie dann auf Umwegen Richtung Darmstadt, wo sie am späten Abend ankam.
Für den 6. Juli sah das Programm eine Tour zum Neckar und durch den Odenwald vor. Um 8.30 Uhr fuhren wir mit einem Bus der Firma OnTour-Reisen nach Heidelberg. Während der Fahrt begrüßte Meinhard Dausin die Partner aus St. Petersburg mit einer kleinen Rede in russischer Sprache. In Heidelberg stiegen wir auf ein Schiff um. Kurz nach der Abfahrt ließ Katja Konrad die Sektkorken knallen und alle erhielten einen Begrüßungsschluck. Bei sonnigem Wetter und angenehmer Schifffahrt auf dem Neckar fuhren wir an schönen Landschaften und trutzigen Burgen vorbei und erreichten nach etwa anderthalb Stunden den Ort Neckarsteinach. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort setzten wir uns in einem Restaurant zum Mittagessen zusammen. Das Essen war reichlich und manch einer musste vorzeitig aufgeben. So war es nahe liegend, dass wir zur Verdauung eine kleine Wanderung „zu den vier Burgen“ unternahmen. Von der Hauptstraße ging es die steile „Schlosssteige“ bergan, an der Mittelburg vorbei und weiter zu den Burgruinen Hinterburg und Schwalbennest. Selbstverständlich stiegen die Sportlichen auch auf die ausgebauten Wehrtürme der Burgruinen, um die schöne Aussicht auf den Neckar und die Bergfeste Dilsberg am anderen Ufer zu genießen. Einige waren dann doch etwas ermattet, als wir gegen 15.30 Uhr unseren Bus bestiegen, um in den Odenwald zu fahren. Manch einer/einem waren die Augen so schwer, dass sie/er die schöne Landschaft am Neckar und im Brombachtal versäumte. Zur Kaffeepause in Michelstadt waren dann aber alle wieder munter. Gestärkt brachen wir dann zu einem Spaziergang durch Michelstadt auf. Unser Weg führte uns an der Synagoge und Stadtkirche vorbei zur Michelstädter Burg, wo wir uns im Mühlenmuseum die Funktion einer historischen Wassermühle erläutern ließen. Am schönen Fachwerk-Rathaus aus dem Jahre 1484 wurden die obligatorischen Gruppenfotos aufgenommen. Mit vielen neuen Eindrücken fuhren wir dann nach Darmstadt zurück.
Am nächsten Morgen trafen wir uns zu einer 2-stündigen Führung durch den Park Rosenhöhe in Darmstadt. Frau Damm vom Verein ProRegio Darmstadt nahm uns am Löwentor zur Führung in russischer Sprache in Empfang. Sie erläuterte uns die exotischen Bäume im Park und führte uns zum Teehäuschen, zu den Mausoleen und Gräbern der Familien der Großherzöge von Hessen-Darmstadt sowie zum Rosenpark. Die Rosen dort standen in voller Blüte und verbreiteten einen betörenden Duft. Auf dem höchsten Punkt angekommen erwartete uns eine Überraschung: Toni Meurer hatte ein kleines Picknick vorbereitet und alle waren über die kleinen Erfrischungen erfreut. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung und wurde von unseren russischen Gästen meist zum Einkaufen in der Innenstadt genutzt.
Vom 8. bis 10. Juli stand eine Wochenendfahrt nach Holland auf dem Programm. Am Samstag, dem 8. Juli, fuhr der Bus einer russischen Reisegesellschaft schon frühzeitig von Darmstadt ab. Am frühen Nachmittag erreichten wir Delft in Südholland, das durch seine Fayencemanufaktur berühmt ist. Unser Reiseleiter führte uns zum historischen Marktplatz. Zwischen der gotischen Neuen Kirche und dem eindrucksvollen Rathaus fand an diesem Tage ein internationales Fest statt. Nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt fuhren wir nach Den Haag, dem Regierungssitz der Niederlande, weiter. Bevor wir uns für die Sehenswürdigkeiten der Stadt interessierten, wurden wir von einem Verkaufsstand angezogen, der Brötchen mit butterweichem Matjeshering anbot. So gestärkt waren wir für einen Stadtrundgang vorbereitet. Von den Sehenswürdigkeiten Den Haags ist besonders der Binnenhof hervorzuheben. Die Fassaden des Hofes stammen aus verschiedenen Epochen und zeigen dementsprechend verschiedene Stilformen. In der Mitte des Hofes steht das königliche Schloss, in dem das Parlament der Niederlande tagt. Weiter ging unsere Reise zum Seebad Scheveningen. Wir hatten eine dreiviertel Stunde Zeit, um auf der Seepromenade zu flanieren. Vitali nutzte die Zeit, um sich durch ein Bad in der kalten Nordsee abzukühlen.
Den nächsten Tag verbrachten wir in Amsterdam. Bei einem geführten Rundgang lernten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Amsterdams kennen, z. B. das Nationaldenkmal auf dem Dam, das Königliche Palais, das Rembrandthaus, das ehemalige jüdische Viertel und den Begijnhof. Auch die Besichtigung einer Diamantenschleiferei durfte nicht fehlen. Den Nachmittag konnte jeder Teilnehmer selbst gestalten. Am Abend traf sich die Reisegruppe dann zu einer Grachtenrundfahrt, um die Stadt vom Wasser aus zu erkunden.
Zum Abschluss unseres Aufenthalts ließen wir uns noch durch das abendliche Amsterdam führen, wobei wir auch das Rotlichtviertel De Walletjes besuchten. Gegen 22.45 Uhr fuhren wir mit dem Reisebus von Amsterdam ab und waren am nächsten Morgen gegen 05.00 Uhr wieder zurück in Darmstadt. Nach und nach trafen die Gastgeber an der Haltestelle ein und die Gäste aus St. Petersburg freuten sich auf ein paar Stunden Schlaf im weichen Gästebett.
Für den 11. Juli standen zwei Veranstaltungen auf dem Programm: Eine Werkstour bei Opel in Rüsselsheim und der Freundschaftsabend. Um 10.00 Uhr empfing uns die Gästeführerin Irina im Opel Forum, um uns etwa 2 Stunden lang durch die spannendsten Bereiche der Opel Automobilproduktion zu führen. Im Werkstour-Kino sahen wir einen Film, der uns die Entwicklung von den Anfangsjahren des Opel Automobilbaus bis zu den modernsten Fertigungsstraßen der Welt zeigte. Mit diesen Vorkenntnissen fuhren wir mit dem Bus zum Presswerk. Die Halle bebt, wenn die Pressen im 4-Sekunden-Takt mit 6.500 Tonnen auf die Rohbleche niederfahren. Unsere nächste Station war das Rohkarosseriewerk. Automatisiert greifen, schweißen und messen bis zu 700 Roboterarme die vorgefertigten Karosserieteile. Schließlich nahmen wir an der „Hochzeit“ der Automobile in der Fertig- und Endmontage teil. Bei der „Hochzeit“ werden die fertige Karosserie und das Fahrwerk samt Motor und Getriebe zusammengefügt. Nach dem Besuch des Opel-Souvenir-shops fuhren die Teilnehmer schnell nach Hause zurück, um den Freundschaftsabend vorzubereiten oder sich dafür zu erfrischen.
An dem Freundschaftsabend wurde die 15-jährige Partnerschaft mit der Sektion St. Petersburg gefeiert. In Anwesenheit von Ehrengästen - darunter Hans-Joachim Becker, der im Jahre 1990 zwei russische Wissenschaftler zur Gründung der Jumelages-Sektion in St. Petersburg inspirierte - und etwa 80 Gästen wurde ein rauschendes Fest gefeiert. Nach den Ansprachen von Meinhard Dausin, Beisitzer Russland unserer Jumelages Darmstadt, und Galina Onokova, Präsidentin der Jumelages St. Petersburg, war das Buffet freigegeben. Fleißige Jumelerinnen hatten köstliche Salate und Nachspeisen zubereitet und vor der Hütte wartete der Metzger, um jedem ein Stück vom Spanferkel auf den Teller zu legen. Anschließend wurde zur Live-Musik von Eddy Böhm getanzt. Es war schon nach Mitternacht, als die letzten Gäste den Grillplatz verließen.
Am 12. Juli hieß es Abschied nehmen. Die eine Gruppe verabschiedete sich am Vormittag, um mit ihren Autos eine kleine Rundreise nach Westdeutschland und Frankreich zu unternehmen, bevor sie am 18. Juli mit der Fähre die Rückreise nach St. Petersburg antrat. Die zweite Gruppe flog am frühen Abend von Frankfurt mit dem Flugzeug nach St. Petersburg zurück.
Ich bedanke mich bei den Gastgebern und allen, die zum Gelingen des Partnerschaftstreffens beigetragen haben.
Meinhard Dausin