Über die Ostsee nach St. Petersburg
Eine kleine Gruppe von 9 Darmstädter Jumeleuren hat am Partnerschaftstreffen in St. Petersburg, vom 15. bis 23. Juni 2005, teilgenommen. Von Rostock aus ging die Reise mit dem Fährschiff FINNJET über die Ostsee nach St. Petersburg. Unsere russischen Partner hatten ein interessantes kulturelles und touristisches Programm vorbereitet.
Ein bisschen müde waren die Darmstädter Jumeleure, als sie am Mittwoch, dem 15. Juni, morgens um 6 Uhr, vom Darmstädter Hauptbahnhof zur langen Reise nach St. Petersburg aufbrachen. Aber im Zug nach Rostock war genug Zeit, versäumten Schlaf nachzuholen. In Rostock brachte uns ein Zubringerbus zum Anlegeplatz der über 200 m langen Fähre FINNJET, die uns nach St. Petersburg bringen sollte. Bis zur Abfahrt des Schiffes hatten wir noch genügend Zeit, uns in den 2m x 2m großen 4-Bett-Kabinen im Bauch des Schiffes wohnlich einzurichten, bevor es um 17 Uhr ablegte. Bei Sonnenschein konnten wir die Ausfahrt aus dem Hafen von Rostock genießen und die Fahrt entlang der deutschen Ostseeküste verfolgen. Am nächsten Morgen traf sich die Gruppe beim reichhaltigen Frühstücksbuffet. Erfahrungen mit den Schlafgewohnheiten der Kabinen-Mitbewohner wurden ausgetauscht, und die Kirschen auf dem Nachthemd einer Jumeleurin sorgten für Gesprächsstoff. Auch am zweiten Tag unserer Seereise konnten wir das ruhige und schöne Wetter auf dem Sonnendeck genießen. Gegen 18.30 Uhr legte die FINNJET kurz in Tallinn (Reval), der Hauptstadt Estlands, an. Wir konnten vom Hafen aus die schöne Silhouette der Altstadt Tallinns im Abendlicht bewundern. Am Morgen des 17. Juni (Freitag) mussten wir schon früh aus unseren „Kojen“ und in der Enge der Kabinen unsere Koffer packen, denn das Schiff sollte bereits um 8 Uhr im Hafen von St. Petersburg anlegen. Dort erwarteten uns schon einige St. Petersburger Jumeleure, aber es dauerte fast 2 Stunden, bis der letzte Darmstädter die Passkontrolle passiert hatte und von seiner Partnerin herzlich begrüßt werden konnte.
Vor dem Mussorgski-Theater
Nachdem wir uns bei unseren Gastgebern ein wenig ausgeruht und gestärkt hatten, war es Zeit, uns fein anzuziehen, denn einer der Höhepunkte des Besuchsprogramms war schon für den ersten Abend geplant: Der Besuch einer Aufführung des Balletts „Der Nussknacker“, von Tschaikowsky, im Mussorgski-Theater am Platz der Künste. Von der sehr aufwendig inszenierten und erstklassig getanzten Aufführung waren Gastgeber wie Gäste begeistert. Danach fuhren wir beschwingt zu unseren Gastgebern, wo noch bis in die Nacht das Wiedersehen gefeiert und Neuigkeiten ausgetauscht wurden.
Am Samstag, dem 18 Juni, trafen sich die Jumeleure schon am frühen Morgen, denn ein Ausflug in die Umgebung St. Petersburgs war geplant. Mit 6 Pkws fuhren wir zum etwa 140 km entfernten Ort Staraja Ladoga. Dort soll die älteste russische Stadt gegründet worden sein. Die Kirche mit zahlreichen Fresken, große Teile der Stadtmauer und 2 Türme wurden zur 1250-Jahr-Feier frisch renoviert. Nachdem wir uns mit einem kleinen Imbiss gestärkt hatten, fuhren wir noch einmal mehr als 120 km bis zur Stadt Tikhwin.
Besuch des Klosters Tikhwin
Dort besichtigten wir das gut erhaltene Kloster, dessen Bau 1560 begonnen wurde und in dem in seiner Blütezeit bis zu 500 Mönche lebten. Eine deutsch sprechende Wissenschaftlerin des Klosters erklärte uns ausführlich die lange Geschichte und die Sehenswürdigkeiten des Klosterkomplexes. Der Höhepunkt war in der Kirche zu bewundern: Eine mit Gold und Edelsteinen verzierte Mutter-Gottes-Ikone, die ursprünglich aus Konstantinopel stammt. Nach einem schmackhaften Mittagessen im Refektorium des Klosters und einem kleinen Spaziergang durch Tikhwin besuchten wir noch das Rimskij-Korsakow-Museum, in dem der Komponist (1844 – 1908) seine Kindheit verbracht hatte. Nach langer Fahrt kamen wir erst spät in St. Petersburg an.
Am Sonntag, dem 20. Juni, konnten wir lange schlafen, denn wir hatten uns erst um 12 Uhr Mittag verabredet. In diesem Jahr, 60 Jahre nach dem Ende der 2. Weltkriegs, hatten wir unsere Partner gebeten, mit uns den Piskarjowskoje Gedenkfriedhof zu besuchen, um gemeinsam der 500 Tausend Opfer der Belagerung St. Petersburgs durch die deutsche Wehrmacht zu gedenken und ein Beispiel neuer deutsch-russischer Freundschaft zu geben. Vor der Statue von Mütterchen Russland flochten wir Nelken in einen Kranz und beteten ein Vaterunser für die Opfer.
Der Freundschaftsabend begann bereits am frühen Nachmittag desselben Tages. Galina und Igor Onokov hatten in ein futuristisch anmutendes Musterhaus auf dem neuen Petersburger Ausstellungsgelände LENEXPO eingeladen. Die Petersburger Jumeleure hießen uns Darmstädter im Chor Willkommen und die Präsidentin, Galina Onokova, begrüßte uns traditionell mit Brot, Salz und – natürlich - Wodka. Wir wurden mit köstlichen Speisen und Getränken bewirtet und bedankten uns für den herzlichen Empfang mit unserem Gastgeschenk, einem Gemälde der Darmstädter Mathildenhöhe. Besonders freuten wir uns, die früheren Präsidentinnen Venera Romenkova und Elena Jurinova zu treffen und unsere Freundin Ljuba Papyrina wieder zu sehen. Bei Gesang, Tanz und Gesprächen feierten wir unsere Jumelage bis in den späten Abend.
Galina empfängt uns mit Brot, Salz und Wodka
Für den Montag, den 20.Juli, stand der Besuch zweier Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs auf dem Programm. Am Morgen besuchten wir den Anitschkov-Palast (1741 – 50). Er war ein Geschenk der Zarin Elisabeth, Tochter Peters des Großen, für ihrem Günstling Rosumowski. Heute werden Gebäude und Räume des Palastes für „Kinder-Aktivitäten“ (z.B. Musik- und Kunsterziehung) genutzt. Nach dem Mittagessen besuchten wir das Stieglitz-Museum (Museum der angewandten Künste), das der Millionär und Industrielle Baron Alexander Stieglitz 1896 eröffnete. Studenten werden hier in den angewandten Künsten und Design ausgebildet, in dem sie an Originalwerken von höchster Qualität studieren. Eine Deutsch sprechende Führerin führte uns engagiert durch das Museum und erklärte uns die Kunstschätze.
Die „weißen Nächte“ in St. Petersburg sind nicht zum Schlafen da. Deshalb nutzten einige Darmstädter Jumeleure die wolkenlose Nacht zum 21. Juni (Dienstag), um zwischen 2 und 3 Uhr zu verfolgen, wie sich die Brücken über die Newa öffnen und den großen Schiffen die Durchfahrt ermöglichen. Für unseren letzten Tag in St. Petersburg stand eine Besichtigung des Kreuzers „Aurora“ auf dem Programm.
Abschiedsfeier auf dem Kreuzer Aurora
Den Annalen der Russischen Revolution zufolge gab die Aurora am 7. November 1917 aus ihrer Bugkanone den Startschuss für den Sturm auf den Winterpalast ab. Eine Museumsführerin führte uns zu der berühmten Kanone und durch eine Ausstellung der Geschichte des Kreuzers. Unsere Gastgeber hatten für uns noch eine Überraschung vorbereitet: Wir wurden in die Kajüte des Kommandeurs des Museums-Schiffs, Konter-Admiral Lew Dawidowitsch Tschernawin, geführt, wo sie eine kleine Abschiedsfeier vorbereitet hatten. Mit zahlreichen Toasts wurde auf die Jumelage Darmstadt – St. Petersburg und die deutsch-russische Freundschaft angestoßen. Wir hatten die Gelegenheit, uns für die Gastfreundschaft zu bedanken und unsere Petersburger Partner für das nächste Jahr nach Darmstadt einzuladen.
Um 17.30 Uhr hieß es dann, von unseren Partnern und der Stadt St. Petersburg Abschied zu nehmen, denn unser Schiff, die FINNJET, sollte gegen 20.00 Uhr auslaufen. Wir nutzten die Heimfahrt, um die schönen Tage und freundschaftlichen Begegnungen in St. Petersburg noch einmal Revue passieren zu lassen.
Hartmut Bleck und Meinhard Dausin
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