In diesem Jahr feiert St. Petersburg den 300. Jahrestag seiner Gründung durch Peter den Großen. Eine Gruppe von 29 Mitgliedern und Freunden der JEPTT Darmstadt – darunter zwei Französinnen aus Chaumont - hat vom 3. bis 10. August 2003 St. Petersburg besucht, um mit den russischen Partnern den Geburtstag der Stadt zu feiern. Höhepunkt der gemeinsamen Veranstaltungen war der Besuch des „achten Weltwunders“, des legendären Bernsteinzimmers im Katharinenpalast von Zarskoje Selo.
Nach ruhigem Flug landeten wir am Sonntag, dem 3. August, auf dem Flughafen „Pulkovo“ bei St. Petersburg. Eine kleine Abordnung unserer Petersburger Freunde begrüßte uns und begleitete uns zum Hotel „Fontana/Sovjetskaja Business“, in dem ein Teil der Gruppe wohnen sollte. Dort erwarteten uns schon Elena Yurinova, die Vorsitzende der Petersburger Jumelage, und unsere Gastgeber, die uns herzlich begrüßten. Bald trennten sich die Wege der Reiseteilnehmer: Die einen bezogen ihr Hotelzimmer, die anderen folgten ihren Gastgebern, bei denen sie während des Aufenthalts wohnen sollten. Bei schönem Wetter und über 30 Grad Hitze wurde der Tag genutzt, um die Partner und ihre Familien kennen zu lernen oder alte Bekanntschaften aufzufrischen.
Gruppenfoto vor Peterhof
Der Montag war der russischen Kunst gewidmet: Wir besuchten das Russische Museum in St. Petersburg (von den Einheimischen auch „Piter“ genannt). Die Ikonensammlung mit Meisterwerken vom 12. bis 16. Jahrhundert, die Exponate der berühmtesten russischen Maler und Bildhauer zeigen einen großartigen Querschnitt durch das russische Kunstschaffen. Anschließend hatten wir die Gelegenheit, St. Petersburg vom Wasser aus kennen zu lernen. Bei einer Bootsfahrt auf dem Fluss Newa und den Kanälen St. Petersburgs konnten wir die schönen Fassaden der Stadtpaläste und die prachtvollen Brücken des „Venedig des Nordens“ bewundern. Hierbei wurde auch deutlich, wie viel Aufwand die Stadt getrieben hat, um sich zu Ihrer 300-Jahr-Feier herauszuputzen.
Der wiedererstandene Konstantinov-Palast am Finnischen Meerbusen vor der Stadt war Ziel unserer Ausflugsfahrt am Dienstag. Die russischen Zaren hatten den Palast ursprünglich für Großfürsten gebaut, im 2. Weltkrieg wurde er zerstört. Erst kürzlich wurde der Palast im Hinblick auf die 300-Jahr-Feier renoviert und zum Kongress-Zentrum ausgebaut. Hier fanden auch die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten mit Staatsoberhäuptern und Regierungschefs aus aller Welt statt. Der Palast ist originalgetreu wieder hergestellt und mit der modernsten Kongresstechnik ausgestattet worden. Für die Staatsgäste stehen in dem barocken Park rund um den Palast einige Mini-Schlösser im Stil der Landhäuser der Elite des Zarenreiches zur Verfügung.
Schon am Nachmittag desselben Tages begann der Freundschaftsabend, zu dem die Gastgeber und Gäste im „Haus der Familienfeiern“ zusammenkamen. Wir wurden wie immer fürstlich bewirtet. Bei erstklassigem Essen, Sekt, Wein und Mineralwasser feierten wir die „Jumelage“ zwischen den Sektionen St. Petersburg und Darmstadt. Eine kleine Kapelle spielte zum Tanz, und Elena, die Präsidentin der Petersburger Jumelage, gab uns Proben ihrer Gesangskunst.
Leningrad - das heutige St. Petersburg - war während des 2. Weltkriegs 900 Tage lang von deutschen und finnischen Truppen belagert. Mehr als eine Million Menschen verhungerten, erfroren oder starben im Bombenhagel. Am Mittwoch, dem vierten Tag unseres Aufenthalts, fuhren wir zu zwei Gedenkstätten außerhalb St. Petersburgs, die an die Kriegsereignisse und ihre Opfer erinnern.
In der Nähe der Stadt Schlüsselburg am Ladoga-See besuchten wir eine Gedenkstätte, die von dem endgültigen Durchbruch des Blockaderings der deutschen Wehrmacht durch die Sowjetarmee berichtet. In einem riesiges Diarama (Gesamtkunstwerk, das aus Gemälde und naturgetreuer Nachbildung von Schützengräben und Stacheldrahtzäunen besteht) war die entscheidende Schlacht im Januar 1943 eindrucksvoll dargestellt.
Nach einem kurzen Abstecher nach Schlüsselburg fuhren wir zum Dorf Sologubovka. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat dort einen Soldatenfriedhof angelegt, auf dem bis zu 80 Tausend in Russland gefallene deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe finden sollen. Unsere Gruppe hat am Hochkreuz des Friedhofs einen Blumenstrauß niedergelegt und ein Gebet für die Gefallenen gesprochen.
Nach diesem eindrucksvollen Ausflug fuhren wir nach St. Petersburg zurück und besuchten das Büro von Igor Onokov. Er und seine Frau hatten uns zu einem Cocktail eingeladen.
Katharinenpalast in Zarskoje Selo
Am Donnerstag stand der Höhepunkt unseres Besuches auf dem Programm: Der Besuch des Katharinenpalastes mit dem Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo. Mehr als drei Stunden mussten wir in einer Warteschlange ausharren, bis wir die prunkvollen Säle und schließlich das wieder hergestellte Bernsteinzimmer besichtigen konnten (Fotos im Internet unter
www.aktuell.ru/fotospecial0020/default.php).
1716 wurde das ursprüngliche Bernsteinzimmer vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. dem Zaren Peter I. geschenkt. Im 2. Weltkrieg wurde es von der deutschen Wehrmacht geraubt und ist seit dem verschollen. In mehr als 20 Jahren wurde es rekonstruiert – wobei auch die deutsche Industrie kräftig Hilfe geleistet hat, vor allem finanziell. Am 31.Mai wurde „das achte Weltwunder“ von Ministerpräsident Putin und Bundeskanzler Schröder eröffnet. Ein Spaziergang durch den weitläufigen Katharinenpark schloss den Tagesausflug ab.
Bernsteinzimmer
Auch am Freitag waren ein Palast und ein berühmter Park unser Ziel: Peterhof, das „Versailles Russlands“, das von Peter I. als Sommerresidenz am Finnischen Meerbusen gegründet wurde. Im „Großen Palast“ besichtigten wir die prachtvollen Säle, Gemächer und Salons sowie das originalgetreue „Eichenholzkabinett“ Peters des Großen. Anschließend spazierten wir durch die ausgedehnten Parkanlagen, in denen zahlreiche Fontänen und Kaskaden Wasserspiele voller Anmut und Eleganz bilden. Die Besichtigung und der Spaziergang hatten uns hungrig gemacht; unsere Gastgeber luden uns deshalb zum Mittagessen ein.
Die größte Kirche Russlands, die Isaaks-Kathedrale in „Pieter“, ist seit 1931 ein Museum und wird nur an hohen kirchlichen Feiertagen für Gottesdienste genutzt. Die riesige vergoldete Kuppel prägt das Stadtbild. Das Innere der Kathedrale ist prunkvoll mit Gold, verschiedenen Edelsteinen und Mosaiken geschmückt. Wir haben die Kathedrale am Samstag besichtigt und sind auf die Plattform, die die goldene Kuppel umgibt, gestiegen, um St. Petersburg aus der Vogelperspektive zu erleben.
Der Samstag Abend hielt eine weitere Überraschung bereit: Im Hotel „Pulkowskaja“ durften wir die großartige zweistündige Show eines Kosakenchor- und Tanzensembles erleben. Die Musik, die Tänze und die atemberaubende Akrobatik der Tänzer waren der krönende Abschluss des von unseren Gastgebern ausgezeichnet zusammengestellten Programms.
Unser letzter Tag in St. Petersburg, der Sonntag, konnte individuell zu weiteren Besichtigungen oder Ausflügen genutzt werden, bevor wir am Abend nach Frankfurt zurückflogen.
Wir bedanken uns bei unseren russischen Freunden für ihre Gastfreundschaft sowie das interessante Programm und freuen uns auf ihren Gegenbesuch in Darmstadt, voraussichtlich Ende August 2004.
Text: Dieter Rosenbaum, Wolfgang Mörler, Meinhard Dausin Fotos: Helga Schweder, Hartmut Bleck |
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