Wir drei, Stefanie, Volker und Hildegard, stiegen frohgemut um 11.30 Uhr am Stadion in Worms in den gelben Bus ein und wurden lautstark von der Darmstädter Fraktion begrüßt. Nach einer Fahrt ohne besondere Zwischenfälle
kamen wir gegen 17.00 Uhr am verabredeten Treffpunkt in St. Parres aux Tertres an. Wer einen Jumelage-Partner in Troyes hatte, ist hier ausgestiegen, und wer nach Auxerre wollte, durfte noch ein bisschen länger im schönen, gelben Bus fahren.
Für den Busfahrer selbst wurde es noch ein langer Abend. Wieder zurück in St. Parres, konnte er die Türen des Busses nicht ordnungsgemäß verschließen. Erst durch ein Telefonat mit der Zentrale konnte das Problem gelöst werden.
Den ersten Abend verbrachten alle in ihren Gastfamilien. Am nächsten Tag, Freitag, wurde am Morgen die Mühle von Dosches besichtigt. In mehrjähriger Arbeit ist diese riesige Mühle von straffälligen Jugendlichen in Zusammenarbeit mit gelernten Zimmerleuten zusammengebaut worden. Beeindruckend war, als gezeigt wurde, wie der „Müllergeselle“ die steilen Mühlenflügel einen nach dem anderen erklettern musste, um das Segeltuch aufzuspannen oder wieder zusammenzuschieben. Diese Mühle kann auch tatsächlich Korn zu Mehl mahlen. In der weitläufigen, mit Pflanzen wunderschön gestalteten Anlage, befand sich auch ein großer, aus Ton gefertigter Backofen. Leider war an diesem Freitag kein Backtag.
Dafür gab es später in der Mairie von St. Parres aux Tertres anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Jumelage einen Empfang mit Häppchen und Champagner. Langjährige Jumeleure wurden geehrt und natürlich auch auf beiden Seiten die Präsidenten ausgezeichnet.
Den Nachmittag konnte jeder nach freier Verfügung mit seinen Gastfamilien gestalten. Die Auxerre-Gruppe besichtigte die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt mit Uhrenturm, Kathedrale und ein Glasatelier, in dem Glasfenster, Spiegel, Lampen oder kunstvolle Vasen hergestellt werden. Den Besichtigungsabschluss bildete ein Essen mit Plat-du-Jour in einem besonderen Restaurant, in dem sehr viele alte Spielzeuge ausgestellt waren, die uns an unsere Kinderzeit erinnerten.
Die Soiree amicale am Abend fand in Bercenay-en-Othe statt. Dieser Ort ist das Tagungszentrum der Telecom France und von riesigen Satellitenschüsseln umgeben. Wie immer wurden wir mit einem Aperitif empfangen, und wir setzten uns an die festlich gedeckten Tische. Das Abenddiner begann mit diversen Vorspeisen, wurde fortgesetzt mit einem delikaten Hauptgericht und endete in einem Feuerwerk von süßen Köstlichkeiten. Zum Abschluss gab es Käse der Region, und der Champagner floss in Strömen.
Beim offiziellen Teil wurden Erinnerungen der langjährigen Partnerschaft ausgetauscht und die Präsidenten übergaben Geschenke. Der Präsident der französischen Jumelages ehrte die 50jährige Partnerschaft zwischen Darmstadt und Troyes.
Nach dem kulinarischen und offiziellen Teil gab es kein Halten mehr: Jetzt wurde das Tanzbein geschwungen. Unsere Superband mit Sébastien und Michel heizte uns tüchtig ein. Weit nach Mitternacht erst fand das fröhliche Treiben ein Ende und alle kehrten nach Hause zurück.
Am dritten Tag trafen wir uns alle in dem Städtchen Provins. Diese Stadt ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Frankreichs und Weltkulturerbe der UNESCO. Sie überragte im 12. Jahrhundert in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sogar Paris.
Eine großartige Führung durch die alten Straßen sowie die Besteigung der Burg mit dem hohen Cäsarturm begeisterte uns. Anschließend erholten wir uns in drangvoller Enge bei einem 5-Gang-Menue in einem historischen Gasthaus. Danach besuchten wir ein Reiterspektakel, tranken Tee in einer Jurte und bestaunten in einer kleinen Ausstellung die reich verzierten Lederkäppchen, die Jagdfalken tragen. Nun ging es hinab in die dunkle Unterwelt von Provins. Wir schlichen durch die Kasematten und waren am Ende froh, wieder Tageslicht zu sehen. Am Marktplatz erfrischten wir uns mit einem leckeren Bierchen und machten uns dann auf die Rückfahrt.
Den Abend verbrachten alle in ihren Gastfamilien, wie wir gehört haben, mit leckerem Essen und vielen guten Schlückchen.
Am Abfahrtstag war großes Rätselraten, weil mehrere Teilnehmer zum vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt vermisst wurden. Es wurde viel telefoniert. Schließlich versuchte man, über Schleichwege den an diesem Tag stattfindenden Volkslauf quer durch Troyes zu umfahren. Zuletzt waren doch alle da, und es begann eine herzliche Verabschiedung. Jeder küsste jeden, auch die, die im gleichen Bus mit nach Deutschland fuhren.
Wir freuen uns auf ein Retrouvail im nächsten Jahr!
Stefanie, Volker und Hildegard